Mein USB-Stick als sicherer, schneller, flexibler Taschen-PC

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Roogan
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Joined: Fri 20 Dec 2013, 19:46

Mein USB-Stick als sicherer, schneller, flexibler Taschen-PC

#1 Post by Roogan »

Situation
Ich bin viel unterwegs und arbeite an unterschiedlichen Windows-Computern. Bislang nehme ich einen Laptop mit. Ich schreibe, kalkuliere, recherchiere, dokumentiere, und häufig sind die Daten, die dabei entstehen, vertraulich. An langen Abenden fern von der Familie gucke ich gute Serien.

Ziel
Anstatt meinen Laptop immer mitzunehmen soll mein Puppy-Linux-Stick mein mobiles Büro sein. Ich kann mit allen Ansprüchen, die ich habe, an Rechnern vor Ort sitzen, und sie über mein Puppy laufen lassen. Eine USB-Festplatte mit geschäftlichen Daten – mit TrueCrypt verschlüsselt – kann mit Puppy und mit Windows geöffnet werden.

Ausstattung
Ein persistenter USB-Stick mit Puppy-Linux soll es sein. Persistent heißt, dass der Computer mit dem Puppy-Linux gestartet wird und dass beim Herunterfahren die Session, also alles, was ich am Puppy verändert habe, gespeichert wird. Dadurch kannst Du an einem Ort mit LibreOffice schreiben, und das Schreiben an einem anderen Rechner fortführen.

Warum Puppy-Linux?
Puppy vom Stick ist mobil. Puppy ist so schnell, weil es komplett im Arbeitsspeicher läuft. Durch seine geringen Hardwareanforderungen läuft es von USB-Stick auch auf alten Maschinen. Wie schnell es in den RAM geladen wird, hängt von der Lesegeschwindigkeit des Sticks ab. Geschwindigkeit spart hier Nerven. Mein Stick ist ein Lexar Jumpdrive S23 mit 32 GB und USB 3.0-Fähigkeit, 8GB hätten es aber auch getan, nur langsamer sollte er nicht sein.

Puppy ist sicher, tschüss, Virensoftware und Virenangst. Puppy ist vertraulich. Wenn Du willst, dann kannst Du Puppy so verschlüsseln, dass es überhaupt nur mit einem Passwort gestartet werden kann. Dieser Passwortschutz ist (im Gegensatz zum Windows-Passwortschutz) nicht zu umgehen.

Heimatlich fühlen: Von Windows zu Linux
Ja, Neu-Vegetarier sollten nicht im Tofu-Regal nach Fleischersatz gucken, denn der Geschmack von Tofu-Frikadellen und Tofu-Würstchen kann sie nur enttäuschen. Und Neu-Linux-Nutzer sollten nicht erwarten, dass ein Linux sich wie Windows anfühlt. Und trotzdem:

Puppy ist kompatibel. Du nutzt Firefox mit seinen Add-Ons, Libre-Office und den VLC-Player unter Windows? Dann musst Du Dich unter Puppy beim Surfen, Schreiben und Multimediagucken nicht umstellen, denn die Programme gibt es 1:1 auch für Dein neues, blitzschnelles, sicheres Linux.

Precise Puppy verspricht außerdem, dass es auf Programme des verbreitetsten, bekanntesten und einfachsten Linux zugreifen kann: Ubuntu. In der Realität scheint mir Puppy nicht ganz so kompatibel zu allen Programmen zu sein, aber ich habe am Ende immer eine Programmversion gefunden, die funktioniert (siehe unten).

Puppy installieren unter Windows
Lade Dir die ISO von Precise Puppy 5.7.1 runter. Lade Dir "LiLi USB Creator" runter. Hänge den mit FAT32formatierten USB-Stick an den Computer und starte LiLi. Gib den Laufwerksbuchstaben des Stick an, sage LiLi, wo die ISO-Datei ist, und führe LiLi aus. Nach 5 Minuten ist Puppy einsatzbereit.


Der erste Start mit Puppy
Starte den Computer von USB. Dafür musst Du evtl die Bootreihenfolge im BIOS ändern (am besten auf: 1. CD-Laufwerk, 2. USB, 3. Festplatte).

Manche Computer wollen jedesmal neu wissen, von welchem Ort aus er starten soll. Hier hilft leider nur, beim Computerstart die richtige Taste zu drücken, z.B. F11 oder F12. Windows 8-Computer scheinen besonders hartnäckig darin zu sein, kein anderes Betriebsystem zuzulassen. Hier kann helfen, den Windows-8.1-Rechner mit der rechten Maustaste auf dem Windowsknopf unten links herunterzufahren. Einen UEFI-Problemfall hatte ich noch nicht.

Tada, Puppy ist da.

Stelle die Sprach- und Landesparameter ein und bestätige die ersten Fenster wie empfohlen. Lade zuerst das deutsche Sprachpaket runter. Öffne dazu den Puppy-Paket-Manager. Unter „Finden“ gib „langp“ ein und „Los“. Suche am einfachsten immer in allen Respositorien. Klicke auf das deutsche Sprachpaket. Installiere es. Starte unter dem Puppy-Knopf unten links den X-Server neu. Jetzt ist die Sprache insgesamt deutscher.

Noch wichtiger als das erste Hochfahren: Das erste Runterfahren

Alle Sicherheitseinstellungen finden beim ersten Runterfahren einmalig statt. Bestätige, dass zukünftig alle Einstellungen am Puppy auf dem Stick gespeichert werden, die Datei, in der das geschieht, erhält von Dir einen Namen. Dann ist die Frage, ob diese Datei und Dein Puppy verschlüsselt werden sollen. Wenn ja, musst Du bei Puppys Neustart immer ein Passwort eingeben. Wenn Du das willst, dann richtig: Nimm extf2, verschlüssele hart, und nimm ein Passwort von 20 Zeichen Länge oder mehr.

Ich hatte beim Hochfahren Probleme mit meinem Passwort, die vielleicht mit der amerikanischen und deutschen Tastaturbelegung oder mit der (versehentlich) aktivierten Num-Lock-Taste zusammenhängen. Wenn Du das Problem auch hast, verzichte im Passwort auf Zeichen, die auf amerikanischen Tastaturen anders liegen, z.B. auf y und z.

Alle Programme, die man braucht
Nicht alle Programme, die für Puppy vorgesehen sind, funktionieren auch mit jedem Puppy. Hier hilft nur probieren. Installieren und Deinstallieren ist mit dem Puppy-Paket-Manager einfach. Manche Programmversionen findest Du aber am besten über den Browser, indem Du in die Suchmaschine „Puppy +HierDerProgrammname“ eingibst.

Die vorgegebenen Programme sind schon recht gut, trotzdem habe ich mir meine Lieblingsprogramme gesucht. Bei mir haben folgende Programmversionen anstandslos mit PrecisePuppy 5.7.1 zusammengearbeitet:

langpack_de (die nachstehende Nummer (=Datum) ist hier egal)
firefox-22.0-en
truecrypt-7.1-20111030 (nicht „a“)
LibreOffice-4.1.4_en-US_xz
langpack_libreoffice_de-4.1
vlc-1.1.7-full-lucid52 (hier hat kein anderer VLC-Player gefunzt)

Edit: Wirklich einfach macht das Installieren aber QuickPet. Die oben genannten wichtigsten Programme lassen sich mit dieser App schnell und simpel installieren. QuickPet gibt es hier: http://puppylinux.org/wikka/QuickPet

Kleinigkeiten sind mir zwar noch unklar, aber dafür gibt es hier ja Hilfe!

Viel Erfolg mit Deinem Puppy!
Last edited by Roogan on Thu 06 Nov 2014, 14:25, edited 5 times in total.

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wuwei
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Puppy auf USB, Klippen

#2 Post by wuwei »

Hi Roogan

das ist eine richtig schöne Ausarbeitung zum Thema Puppy auf USB.
Klar, es geht auch anders, aber deine Methode ist elegant.

Deshalb will ich auch nur auf einen Aspekt hinweisen, den frugal installierte Puppies benötigen:

Wenn du den Stift mit FAT32 formatierst und dann LiLi USB Creator darüberlaufen läßt, wird der Stift nicht re-formatiert, sondern bleibt im Format FAT32.
Leider ist das unter Umständen aber von Nachteil. Und zwar dann, wenn du auf dem Stift außerhalb des Savefiles Programme ablegen willst. "Außerhalb des Savefiles" ist üblicherweise /mnt/home und da kann man jede Menge Programme großen Volumens ablegen, um den Savefile nicht aufzublähen. So zB Firefox und Libre Office. Wenn man nun von den abgelegten Programmen unter FAT32 Syslinks in den Savefile hineinlegen will (Beispiel: .mozilla nach /root), dann funktioniert das aus FAT32 nicht. NTFS wäre besser, ext-x noch besser.

Ohne Syslinks ist das egal, ich dachte aber, der Hinweis wäre erwähnenswert.

Weiterhin viel Spaß mit Puppy.

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wuwei
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#3 Post by wuwei »

Eine, inzwischen wohl noch bessere Methode, Puppy auf einen Stift zu bekommen, habe ich hier beschrieben:
http://murga-linux.com/puppy/viewtopic.php?t=91881

Quirky installiert sich auf dem Stift nicht frugal, sondern "voll". D.h. die ganzen 8GB auf dem Stift stehen für Quirky zur Verfügung. Da ist jede Menge Platz für Firefox, Thunderbird, Libre/Open Office, usw. etc.

Roogan
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#4 Post by Roogan »

Hey wuwei,

vielen Dank für Dein Lob. Nachdem ich mit Eurer Hilfe viel durchprobiert habe, dachte ich, dass von meinen Erkenntnissen noch weitere Puppy-Einsteiger profitieren könnten.

Ich kann mir vorstellen, dass Deine Anleitung für "Quirky Thar" für einige Leute auf jeden Fall die bessere Alternative ist. Mir als Puppy-Anfänger und Windows-erfahrener-User wäre sie zu kompliziert. Ohne das jetzt in diesem Thread mit Dir diskutieren zu wollen, wäre für mich schon ein Hinderungsgrund, dass ich Quirky nach Deiner Anleitung (wie ich sie verstanden habe) nicht von Windows aus installieren könnte, usw.

Arbeite nun immer wieder mit Puppy - immer mehr - und bin voll zufrieden!

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RSH
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#5 Post by RSH »

http://www.pro-linux.de/news/1/20723/mi ... licht.html
Quirky ist von Hause aus eine minimalistische Distribution, die im Gegensatz zu Puppy Linux hauptsächlich zur Installation auf Festplatten ausgelegt ist.
Weitere Eigenheiten sind der Verzicht auf die virtuellen Dateisysteme Unionfs oder Aufs
Also -so wie ich das verstehe- ist nicht nur die frugale Installation abhanden gekommen, sondern ist anscheinend auch keine Verwendung von SFS Programm-Modulen mehr möglich. Das ergibt dann wohl -zusammen mit den von wuwei gemachten/erwähnten schlechten Erfahrungen- eher weniger ein Linux für Anfänger/Neueinsteiger/Umsteiger wie mich.

Nun ja, das braucht mich zum Glück nicht weiter zu kümmern, da ich bereits über das Beste OS aller Zeiten (in unterschiedlichen Kernel-Versionen) verfüge!

Edit:

Ubrigens kann man unter Verwendung einer FAT32 Startpartition seine Verknüpfungen auch auf eine andere Partition (ext, ntfs) zeigen lassen.

Ich arbeite Zuhause zu 100% ohne Speicherdatei, also ohne /mnt/home und ich lasse meine Verknüpfungen bezüglich Firefox und Datenbank-basierter Mediaplayer nach /mnt/sda1/Dateien zeigen, worin sich die entsprechenden Daten-Verzeichnisse der entsprechenden Programme befinden.

Nur 'mal so, als Hinweis.
[b][url=http://lazy-puppy.weebly.com]LazY Puppy[/url][/b]
[b][url=http://rshs-dna.weebly.com]RSH's DNA[/url][/b]
[url=http://murga-linux.com/puppy/viewtopic.php?t=91422][b]SARA B.[/b][/url]

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RSH
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#6 Post by RSH »

Da hat man etwas so lange schon installiert, daß es einem gar nicht mehr auffällt und bei der Informationsweitergabe auch nicht mehr einfällt. Und zwar folgendes:

Die symbolischen Links liegen ja üblicherweise innerhalb von Puppy (z.B. /root) und zeigen üblicherweise nach außen.

Hier ist übrigens ein Dreher drin,
Wenn man nun von den abgelegten Programmen unter FAT32 Syslinks in den Savefile hineinlegen will (Beispiel: .mozilla nach /root), dann funktioniert das aus FAT32 nicht.
denn /root liegt nicht im Save File, also nicht in /mnt/home, sondern in /.

Man kann also solange symbolische Links aus /root (warum sollte man einen solchen in /mnt/home ablegen?) auf eine FAT32 Partition zeigen lassen, wie sich in dem verlinkten Verzeichnis (das ist es ja üblicherweise, was verlinkt wird) keine symbolischen Links befinden bzw. dort erzeugt werden oder eine verlinkte Datei eben eine echte Datei ist. Dateinamen mit einem : funktionieren natürlich ebenfalls nicht.

Beispiel:

Ich habe auf meinem FAT32 USB Stick (und auf der FAT32 USB-HD) die Programmdaten von Aqualung abgespeichert. Der symbolische Link, den ich über ein Skript erzeugen lasse, führt dann aus /root auf das Aqualungverzeichnis auf der FAT32 Partition. Aqualung verwendet HTML/XML als Datenbankformat für die Musiksammlung und keine symbolischen Links in seinem Datenverzeichnis

Mit Amarok kann ich das nicht machen, denn Amarok erzeugt im Betrieb in seinen Datenverzeichnissen unter /root/.kde symbolische Links - auch in dessen Unterverzeichnissen.

Deshalb verwende ich lieber Aqualung, denn damit kann ich mir bereits Zuhause Playlisten zusammenstellen, zu denen ich dann im Proberaum Drums spiele.

Alle meine Systeme sind auf einer FAT32 Partition installiert und jede dieser Platten oder USB Sticks verfügt über mindestens eine Parallelpartition, die dann ext3 formatiert ist. Dort liegt dann Alles, das ich nicht im System haben will und nicht auf der FAT32 Startpartition ablegen kann.

Dies Alles nur der Vollständigkeit wegen.
[b][url=http://lazy-puppy.weebly.com]LazY Puppy[/url][/b]
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