Über root, spot und fido

Dies ist eine kurze Erklärung, warum Benutzer Puppy Linux als Administrator (root) laufen lassen, und/oder die Nicht-root-Benutzer spot und fido verwenden.

root, spot, fido

Kurz gesagt gibt die Anmeldung als root totalen Zugriff auf alles, wohingegen eine Anmeldung als Nicht-root beschränkten Zugriff ergibt (das durch den Administrator für jeden Benutzer konfigurierbar).

Puppy ist kein Mehrbenutzer-System wie die meisten anderen Linux-Distributionen, in denen es eine Anmeldung als root gibt und zusätzlich beliebig viele als Nicht-root.

Puppy andererseits hat root, plus nur zwei Nicht-root-Benutzer, namens spot und fido.

root

Es gibt zwei Haupteinwände zum Laufen als root: erstens, dass man versehentlich etwas Dummes anstellen könnte, wie wichtige Dateien löschen, zweitens, dass falls jemand Zugriff auf den Computer erhält, entweder entfernt über Internet/Netzwerk oder lokal, dieser auf root-level ist und damit weit mehr Schaden anrichten kann als wenn er nur als Nicht-root-Benutzer Zugriff hätte.

Etwas Dummes tun

Im Fall der versehentlichen Löschung wichtiger Dateien: welche Dateien sind für Dich wichtig? Deine eigenen persönlichen Dateien und Daten natürlich. Dabei ist es aber egal, ob Du als root oder Nicht-root-Benutzer angemeldet bist, Du bist genauso anfällig dafür, dieselben Dummheiten anzustellen.
Das heißt, Deine persönlichen Daten, Einstellungen, Anwendungen gehören alle dem Nicht-root-Benutzer, und können genauso leicht vom Nicht-root-Benutzer wie Administrator gelöscht werden.
In anderen Worten: dieses Argument gegen Laufen als root ist selbst dumm. Wenigstens hinsichtlich der Sicherheit Deiner eigenen Dateien.

Wo das "Etwas Dummes tun"-Argument gültig ist, ist in einem Mehrbenutzer-System, wo der Administrator Dateien anderer Benutzer versehentlich löschen oder anderweitig kompromittieren könnte. Jedoch: Puppy ist kein Mehrbenutzer-System.

Hinsichtlich System-Dateien: diese können leicht wiederhergestellt werden, Puppy macht dies einfach, da das ganze System in einer Squashfs-Datei ist.

Entfernter Zugang als root

Wovor hast Du Angst? Jemand bekommt Deine persönlichen Dateien und Daten, speziell Daten zur Identifizierung und Anmeldungs-Passwort-Daten. Viel davon ist auf Deinem Computer, und wenn Du eine Distro verwendest, in der Du als Nicht-root-Benutzer angemeldet bist, sind es Dateien, die zu Deinem Nicht-root-Konto gehören, das bedeutet, dass sie für Einbrecher als Nicht-root-Benutzer oder als root gleichermaßen zugänglich sind.

Es gibt jedoch zwei Szenarien, in denen das Laufen als root ein Sicherheitsrisiko ist, nur eines davon gilt für Puppy.

Erstens, wenn man als nicht-root angemeldet ist, kann man einfach Rootrechte einschalten, z.B. um eine Passwortdatei zu bearbeiten. Es gibt auch einige Anwendungen, die geschützte und/oder verborgene Dateien verwenden, die zu root gehören. Diese sollen Nicht-root-Benutzer weder lesen noch bearbeiten können. Jeder, der Zugang als root erlangt, kann solche Dateien lesen/bearbeiten.

Eine Randbemerkung zu obigem Absatz: Große Distros wie Ubuntu erlauben dem ersten Benutzer, sich zu root aufzublasen, ganz einfach durch Voranstellen von "sudo" oder "su" zum Kommando, ohne das root-Passwort zu verlangen, was den ganzen Schutzmechanismus zum Witz macht. Bedenkt man, dass die meisten Ubuntu-Benutzer diesen ersten Anmeldenamen regulär immer wiederbenutzen.

Zweitens, in einer Mehrbenutzer-Umgebungt kann der Feind ein anderer Benutzer sein. In diesem Szenario würden sich Benutzer nie als root anmelden. Aber, ich wiederhole, Puppy ist kein Mehrbenutzer-System.

Hinweis: Puppy erlaubt mehrfache Sitzungs-Speicherungsdateien, was gewöhnlich von einem Benutzer für verschiedene Nutzungs-Profile gemanagt wird. Jedoch kann dies auch für verschiedene Benutzer sorgen, sogar mit optionalem Passwort-Schutz auf einer Sitzungs-Speicherungsdatei, es ist jedoch beabsichtigt, dies nur in einer "freundlichen" lokalen Umgebung zu nutzen. Es ist eine sehr leichtgewichtige Alternative zu einem Mehrbenutzer-System.

Puppy unterstellt eine "freundliche" lokale Umgebung, und die Hauptbedrohung kommt von jemand, der via Netzwerk-Ports Zugriff auf Deinen Computer erhält, während Du online bist.
Was in Puppy höchst unwahrscheinlich ist, durch die Firewall, minimale Dämonen (mit abgeschalteten Netzwerk-Fähigkeiten). Aber, die Sorge ist immer noch da...

spot

Das bringt uns zu 'spot', was ein klassischer Name für einen Hund ist. Aber spot ist kein normaler Benutzer, man meldet sich nicht als Benutzer spot an. Stattdessen bootet man normal als Benutzer root, aber man kann wählen, einige Internet-Anwendungen als beschränkter Benutzer spot laufen zu lassen.

Das bedeutet, man hat unbehinderten Zugriff auf sein lokales System, alle Vorteile von root, keine Auseinandersetzungen mit Datei-/Verzeichnis-Eigentümerschaft und -Berechtigungen, keine Beschränkung im Zugriff auf alle Hardware.
Aber man kann zum Beispiel SeaMonkey (Browser, Composer, Mail&news, IRC-chat suite), als spot laufen lassen. Das Home-Verzeichnis für spot ist /root/spot, und SeaMonkey wird (normalerweise) nur in der Lage sein, Dateien innerhalb von /root/spot zu bearbeiten/erzeugen/schreiben.

Mit spot hat man das Beste beider Welten. Freiheit im lokalen System, einen beschränkten Benutzer für Internet-Zugriff.

Hinweis: Zur Zeit bietet Puppy nur 'Didiwiki persönlicher blog' als spot laufend und Seamonkey optional als spot laufend -- man kann seine Gefährdungsstufe für web-browsing via Login- und Security-Manager im Menü > System einstellen.

Ein Zweig von Puppy, FatDog64, bringt alle Internet-Anwendungen als spot.

fido

Fido ist ein anderer Hundename und ein voller Nicht-root-Benutzer, wie man ihn in anderen Linux-Distributionen erhält. Mit einer Besonderheit: sein Home-Verzeichnis ist /root (was Dir in der Tat sehr sonderbar erscheinen mag, aber es gibt einen Grund dafür!). Wie bei anderen Distros wird man 'su' oder 'sudo' benutzen, um Administrator-Aktivitäten auszuführen.

Fido erfordert immer ein Passwort zur Ausführung von Administrator-Operationen.

fido wird beim ersten Herunterfahren von Puppy als Option angeboten, wenn man die Speicherungsdatei für die Sitzung erzeugt. Bei Optierung für fido wird man beim nächsten Neustart automatisch als fido angemeldet. Dennoch der Hinweis, dass fido nicht ganz ausgereift ist, also noch nicht zur Benutzung empfohlen wird.

Schluß-Hinweis

Puppy ist für Leute, die wissen, was sie tun und was sie wollen, und sie wollen es mit der geringsten Mühe tun. Sie wollen auch exklusive Nutzung ihres Computers, oder werden ihn vielleicht mit einer vertrauten Person teilen. Wenn Du ein kleines Kind vor Deinen Computer setzen und es keinen veheerenden Schaden anrichten soll, wird Puppy nicht empfohlen, aber dann kann es unabhängig vom Betriebssystem Schaden anrichten.

Mit Puppy kann man wenigstens einen alten PC wiederbeleben, Puppy installieren, und ihn/sie was auch immer tun lassen. Es ist für jeden Benutzer erschwinglich, seine eigene Hardware zu haben.

Links

FatDog64, ein Zweig von Puppy kreiert von "kirk" und "jamesbond", läßt seit seiner Einführung alle Netzwerk-Anwendungen als Benutzer spot laufen. Diese Burschen haben eine exzellente Webseite kreiert, die erklärt, warum Laufen als root sicher ist (oder nicht weniger sicher als Laufen als Nicht-root):

http://distro.ibiblio.org/fatdog/web/faqs/login.html

Einige relevantere Links:

http://igurublog.wordpress.com/2010/01/16/fear-not-root/
http://web.archive.org/web/20080604034010/grafpup.org/news/?page_id=243

Regards,
Barry Kauler
(c) Copyright Barry Kauler 2013

Übersetzt aus dem englischen Original von L18L und rhadon im August 2013